Einblicke in das Management der Forschungsprojekte am bidt

Sandra Selmanovic und Andreas Wenninger koordinieren die externen Forschungsprojekte am bidt. Das heißt auch: alle paar Wochen interdisziplinäre Treffen zu organisieren und damit Möglichkeiten für den interdisziplinären Austausch zu schaffen. In diesem Beitrag berichten sie über das Forschungsmanagement am bidt.

Sandra Selmanovic und Andreas Wenninger (Foto: bidt/Kilian Blees)

Andreas Wenninger und Sandra Selmanovic (Foto: bidt/Kilian Blees)

Interdisziplinäres Forschen zu zentralen Aspekten der digitalen Transformation steht im Mittelpunkt der Arbeit des bidt. Unsere Forschungsförderung hat zum Ziel, hochrangige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus bayerischen Forschungsinstitutionen zu innovativen Forschungsprojekten anzuregen und miteinander zu vernetzen. Dabei versuchen wir, Forschungslücken zu identifizieren und anhand thematischer Schwerpunktsetzungen zu bündeln. Das sind aktuell:

  • Deutschland und Europa im digitalen Wettbewerb
  • Ethik und Recht in der Digitalisierung
  • Meinungsmacht im digitalen Wandel
  • Digital Economies
  • Mensch-Maschine-Zusammenarbeit und digitale Arbeitswelten

Im Rahmen jährlicher Ausschreibungen bietet das bidt die Möglichkeit, sich für interdisziplinär zusammengesetzte Forschungsprojekte (Konsortialprojekte) zu bewerben. Aktuell tragen neun vom bidt geförderte Konsortialprojekte und drei interne Forschungsprojekte zu den oben genannten Themenbereichen bei.

Die Interdisziplinarität dieser Forschungsprojekte hebt sie von klassischen Forschungsvorhaben ab, mit dem Ziel, gesellschaftliche Aspekte der digitalen Transformation mit technikwissenschaftlicher Expertise zusammenzubringen. Alle Projekte müssen deshalb aus einem Konsortium zusammengesetzt sein, das technik-, rechts-, sozial- und geisteswissenschaftliche Erkenntnisinteressen im Kontext der digitalen Transformation konzeptionell verbindet.

Regelmäßiger Austausch bei Sprint Reviews

Nicht nur in inhaltlicher Hinsicht heben wir uns von klassisch-akademischen Forschungsaktivitäten ab, sondern auch in der Art und Weise unserer internen Organisation. Das bidt hat sich einem agilen Forschungsmanagementansatz verschrieben. Dieser Ansatz stammt ursprünglich aus dem Bereich der Softwareentwicklung und ermöglicht es, auf neue Entwicklungen und Forschungsfragen, wie sie die Beschäftigung mit einem so dynamischen Feld wie der Digitalisierung mit sich bringt, flexibel zu reagieren.

Zudem zeichnet sich das bidt dadurch aus, dass die Forschungsergebnisse über rein akademische Publikationen und Fachkonferenzen hinaus für Politik und Gesellschaft verfügbar gemacht werden und das Institut in direkten Austausch mit verschiedenen Zielgruppen tritt. Dieser Anspruch spiegelt sich im Think Tank und dem Dialog-Team auch strukturell wider.

Der agile Forschungsmanagementansatz macht regelmäßige Treffen in kurzen Zeitabständen erforderlich.

Der agile Forschungsmanagementansatz macht regelmäßige Treffen in kurzen Zeitabständen erforderlich. Ziel ist es, sich gegenseitig die Projektfortschritte vorzustellen, diese zu diskutieren und das weitere Vorgehen in größeren Teams zu planen. Dieser Ansatz ist auch insbesondere für interdisziplinäre Forschungsteams sinnvoll, da die Methoden, Theorien und Begrifflichkeiten für alle beteiligten Fachrichtungen verständlich gemacht werden müssen, um gemeinsam gute Forschungsergebnisse zu erarbeiten.

Anders als sonst bei Förderinstitutionen üblich, treffen sich deshalb am bidt die Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter in der Regel alle sechs Wochen. Jeweils eines von zwei Treffen im Quartal wird in Form eines Sprint Review durchgeführt. Bei diesen sind auch sämtliche Projektleiterinnen und -leiter sowie die Direktorinnen und Direktoren des bidt involviert. Hierbei liegt der Fokus auf den jeweiligen Teilergebnissen der Projekte.

Alle diese Treffen haben vier konzeptionelle Ziele:

  • Die jeweiligen Projektfortschritte vorzustellen und zu diskutieren
  • Schnittstellen zwischen den Projekten sowie konkrete Beiträge der Projekte zu den Themenschwerpunkten des bidt zu identifizieren
  • Den Austausch zwischen dem bidt und den Projekten durch wechselseitigen Input zu ermöglichen
  • Die Projekte dazu zu ermuntern und dabei zu unterstützen, ihre Ergebnisse auch für Politik und Gesellschaft aufzubereiten und zur Verfügung zu stellen

Durch diesen regelmäßigen, kurz getakteten und intensiven Austausch wollen wir erreichen, dass die Projekte hinsichtlich ihres Fortgangs flexibel bleiben. So können aktuelle Entwicklungen aufgenommen und ein möglicher Bedarf, Fragestellungen und Vorgehen in Projekten entsprechend anzupassen, rechtzeitig erkannt werden.

Generell soll die wechselseitige konstruktiv-kritische Beobachtung und Diskussion der Projekte dazu führen, die vielseitigen Kompetenzen aller Beteiligten optimal zu nutzen.

Erstes Kennenlernen im Februar

Die Forscherinnen und Forscher aus den von uns geförderten Konsortialprojekten haben ihre Arbeit im Januar 2020 begonnen. Die involvierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler präsentierten ihre Projektvorhaben auf unserer Auftaktveranstaltung am bidt im Februar 2020.

Die 65 Teilnehmenden der Veranstaltung nutzten die Gelegenheit, sich persönlich auszutauschen, Kolleginnen und Kollegen aus dem bidt und den anderen Forschungsprojekten näher kennenzulernen und an thematisch fokussierten Diskussionen teilzunehmen. Ein Schwerpunkt der Veranstaltung lag darin, Feedback zu unseren fünf Themenschwerpunkten und dazugehörigen Herausforderungen von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Format eines World Cafés einzuholen.

Das Ziel war es, alle Beteiligten für den Auftrag und die Mission des bidt zu sensibilisieren und gemeinsam konkrete Beiträge der Projekte zu unseren Themenschwerpunkten und Herausforderungen zu identifizieren. Auch konnten so bereits thematische Schnittstellen und Querverbindungen zwischen den diversen Forschungsprojekten erschlossen werden. Insgesamt diente die Auftaktveranstaltung dazu, uns gemeinsam auf agiles Forschen und die zukünftigen Sprint-Zyklen einzustimmen.

Am Vorabend der Auftaktveranstaltung hatten die Mitglieder der Forschungsprojekte die Gelegenheit, Professor Ralph Schroeder vom Oxford Internet Institute kennenzulernen, den das bidt als Vortragsredner gewinnen konnte, und sich mit ihm zu Themen der internationalen Digitalisierungsforschung auszutauschen. Auf diese Sitzung folgte eine öffentliche Abendveranstaltung des bidt zum Thema „Tatort Demokratie: Digitale Medien im Verdacht“ mit Vorträgen von Ralph Schroeder und Professor Andreas Jungherr sowie einer regen Paneldiskussion. Im Anschluss hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine weitere Möglichkeit, sich bei einem Empfang persönlich auszutauschen und potenzielle Forschungskollaborationen auszuloten.

Weitere Treffen im digitalen Raum

Das Feedback zur Auftaktveranstaltung war insgesamt sehr positiv und die Ergebnisse der diversen Aktivitäten legten einen soliden Grundstein für die Gestaltung weiterer Treffen, die wir im Sechs-Wochen-Zyklus jeweils abwechselnd mit allen Beteiligten und im kleineren Kreis mit den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Projekte organisieren.

Die Mitarbeitertreffen haben einen offenen Werkstattcharakter und fördern den Austausch unter den interdisziplinär besetzten Forschungsteams

Bei den größeren Treffen (Sprint Reviews) ist das Hauptziel, die Projektfortschritte im Ganzen zu diskutieren und zu bewerten, bei den Treffen auf Mitarbeiterebene stehen thematische Vertiefungen und wechselseitige Impulse im Vordergrund. Diese Mitarbeitertreffen sollen einen offenen Werkstattcharakter haben und vor allem den persönlichen Austausch unter den interdisziplinär besetzten Forschungsteams gewährleisten.

Im März stellte dann das Coronavirus auch uns als Koordinatoren der Projekte vor die Herausforderung, agil zu reagieren: Aufgrund der Covid-19-Pandemie konnten seitdem keine Veranstaltungen mehr auf persönlicher Ebene stattfinden. Daher wurden unsere Treffen mit den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Konsortialprojekte im April, Mai und Juli 2020 kurzfristig digitalisiert.

Projektübergreifendes Interesse an ethischen Fragestellungen

Bei diesen digitalen Treffen gab es themenspezifische Inputs und Sessions, zum Beispiel zum Thema Kollaboration in interdisziplinären Forschungsteams, aber auch zur Forschung am bidt.

Weitere Workshops wurden von wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den internen Forschungsprojekten des bidt angeboten. Es hat sich gezeigt, dass die Themengebiete Recht und Ethik für einen Großteil unserer Forschungsprojekte relevant sind, was auch in den fruchtbaren Diskussionen im Anschluss an die Workshops zum Vorschein kam.

Bei unserem letzten Treffen im Juli haben wir, basierend auf den Rückmeldungen zu einer Umfrage mit allen wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Fokus auf Forschungsmethoden gelegt und diese – ausgehend von Gastvorträgen – in kleineren interdisziplinären Gruppen diskutiert. Wir haben auch eine Möglichkeit des informellen Austauschs an sogenannten Virtual Roundtables geschaffen. Auf Wunsch mehrerer Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurde der Großteil des Treffens in englischer Sprache abgehalten.

Start neuer Projekte 2021

Das nächste große Sprint Review ist für September 2020 geplant. Wir hoffen, dieses wieder im Rahmen eines persönlichen Treffens durchführen zu können. Künftig wollen wir unser agiles Forschungsmanagementkonzept durch innovative Formate und Inhalte bei den regelmäßigen Treffen und Sprint Reviews weiter ausbauen, zum Beispiel denken wir an Speed Networking, Expertenworkshops zu digitalen Forschungsmethoden oder Feedback Maps.

Insbesondere freuen wir uns auf neue Projektanträge bayerischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die im Rahmen der Forschungsausschreibung 2020 eingegangen sind. Auch diese Forschungsprojekte werden wir agil koordinieren, mit bestehenden Projekten vernetzen und in die Gesamtaktivitäten des bidt einbinden.

Dr. Sandra Selmanovic und Dr. Andreas Wenninger koordinieren am bidt die externen Forschungsprojekte.

Mehr zum agilen Forschungsmanagement am bidt:

  • Agil forschen am bidt
Mehr zu den Forschungsprojekten am bidt: