Interdisziplinär arbeiten am bidt

In bidt-Projekten arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen zusammen. Sie sind sich einig: Nur so lässt sich die digitale Transformation verstehen und gestalten.

Vortrag beim Kick-off-Meeting der externen Projekte im Februar 2020

Vortrag beim Kick-off-Meeting der externen Projekte am bidt im Februar 2020 (Foto: bidt)

„Wenn man die großen Herausforderungen sieht, die mit der Digitalisierung einhergehen, gibt es kaum etwas, was rein disziplinär zu lösen wäre“, sagt der Wirtschaftsinformatiker und bidt-Direktor Professor Thomas Hess. Das bidt, das dazu beiträgt, die digitale Transformation zu verstehen und Impulse für ihre Gestaltung gibt, setzt daher auf die fachübergreifende Zusammenarbeit. In den Forschungsprojekten, die das bidt an bayerischen Hochschulen fördert, arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Fakultäten und Institutionen zusammen. Sie widmen sich hochaktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit bringt uns dazu, außerhalb der eigenen Schablonen zu denken.

Eugénia da Conceição-Heldt

So untersucht beispielsweise ein Team, wie sich das Sozialkreditsystem Chinas auf Deutschland und die Welt auswirkt. „Wir beleuchten die Thematik aus multidisziplinärer Perspektive: der Informatik, der Politikwissenschaft und der Betriebswirtschaft. Diese Herangehensweise ist auch für uns Forscherinnen und Forscher eine enorme Bereicherung. Sie bringt uns dazu, außerhalb der eigenen Schablonen zu denken, und erlaubt somit Out-of-the-box-Herangehensweisen“, sagt Eugénia da Conceição-Heldt, Inhaberin des Lehrstuhls für European and Global Governance an der TUM und eine der Projektleiterinnen.

Fachübergreifende Zusammenarbeit in allen Projekten

Bei der Ausschreibung von Forschungsvorhaben setzt das bidt gezielt auf die Beteiligung von Antragstellerinnen und Antragstellern, die einen direkten Bezug zur Technik haben, also etwa aus der Informatik, der Wirtschaftsinformatik, Elektrotechnik oder vergleichbaren Disziplinen kommen. Sie arbeiten in den bidt-Projekten mit Kolleginnen und Kollegen aus sozial-, wirtschafts- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen zusammen. In den gemeinsamen Projekten blicken die Teams dann nicht nur additiv aus ihrer jeweiligen Perspektive auf die gemeinsame Forschungsfrage, sondern arbeiten fachübergreifend zusammen.

Ein internes Projekt am bidt verbindet beispielsweise Philosophie, Informatik und Verhaltensökonomie: Das Team im Projekt „Ethik in der agilen Softwareentwicklung“ erarbeitet ein Konzept, wie ethische Überlegungen bereits in den Prozess der Softwareentwicklung integriert werden können.

Um in der Moderne eine vernünftige Steuerung wissenschaftlich-technischer Entwicklungen zu ermöglichen, müssen von vornherein verschiedene Disziplinen zusammengeführt werden.

Julian Nida-Rümelin

„Die ethische Dimension ist bei allen großen technisch-wissenschaftlichen Entwicklungen immer mit dabei“, sagt der Philosoph und bidt-Direktor Professor Julian Nida-Rümelin. „Die Frage ist, wie man damit umgeht. Eine Möglichkeit ist, strikt zu separieren: Auf der einen Seite wäre dann die Grundlagenforschung und die Entwicklung technischer Produkte, auf der anderen die Gesellschaft, die beurteilen muss, was zulässig und ethisch angemessen ist. Ich glaube, dass es so nicht geht, und das ist auch mein Motiv, mich für die digitale Transformation zu engagieren. Die Gesellschaft ist nicht für sich in der Lage, Entwicklungen zu steuern, die schon eine Eigendynamik aufgenommen haben in Wissenschaft und Technik. Sondern es müssen von vornherein verschiedene Disziplinen zusammengeführt werden, um in der Moderne eine vernünftige Steuerung wissenschaftlich-technischer Entwicklungen zu ermöglichen.“

Das Direktorium am bidt ist interdisziplinär besetzt

Der interdisziplinäre Zugang am bidt spiegelt sich auch in der Besetzung des Direktoriums. Die Expertinnen und Experten kommen aus so unterschiedlichen Fachgebieten wie der Betriebswirtschaft, Informatik, den Rechts- und Kommunikationswissenschaften, der Philosophie und Soziologie. bidt-Direktorin und KI-Forscherin Professorin Ute Schmid ist sowohl Psychologin als auch Informatikerin – eine Kombination, von der sie in ihrer Forschung sehr profitiert, wie sie sagt: „Ein empirischer Blick auf menschliche Lernprozesse ist wertvoll als Impulsgeber für die Entwicklung Maschinellen Lernens.“

Man kann die Digitalisierung überhaupt nicht anders begreifen und anpacken als durch die Verbindung unterschiedlicher fachlicher Expertisen.

Dirk Heckmann

„Die interdisziplinäre Besetzung des Direktoriums ist elementar“, sagt auch der Jurist und bidt-Direktor Professor Dirk Heckmann. „Man kann die Digitalisierung überhaupt nicht anders begreifen und anpacken als durch die Verbindung unterschiedlicher fachlicher Expertisen.“

Am bidt lässt sich zeigen, warum es so wichtig ist, die Themen der digitalen Transformation interdisziplinär anzugehen.

Andreas Boes

Impulse für die Digitalisierungsforschung

Inzwischen werden am bidt neun Forschungsvorhaben an bayerischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen gefördert, weitere Projekte werden zum Januar 2021 starten.

„Am bidt entsteht ein Netzwerk von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlichster Fachbereiche, die ihre durch die Zusammenarbeit gewonnenen interdisziplinären Kompetenzen wiederum in ihre einzelnen Disziplinen einbringen und damit die Digitalisierungsforschung insgesamt stärken“, sagt der Sozialwissenschaftler und bidt-Direktor Professor Andreas Boes und spricht von „einer gelebten Interdisziplinarität“ am Institut: „Am bidt lässt sich zeigen, warum es so wichtig ist, die Themen der digitalen Transformation interdisziplinär anzugehen, und welchen hohen wissenschaftlichen Mehrwert das schafft.“

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