„Homeoffice lohnt sich für Unternehmen“

Von zu Hause aus zu arbeiten ist im Zuge der Coronakrise für viele zum Alltag geworden. Was bedeutet das für Arbeitgeber? Und verabschiedet sich damit die Präsenzkultur? Fragen an den Innovationsexperten Dietmar Harhoff.

Prof. Dietmar Harhoff, bidt-Direktorium (Foto: bidt/Diane von Schoen)

„Homeoffice wird in den Top-Etagen als Produktivitätsfaktor verstanden“, sagt Prof. Dietmar Harhoff, Mitglied im bidt-Direktorium (Foto: bidt/Diane von Schoen)

Die Studien des bidt zeigen, dass Homeoffice stärker verbreitet ist als vor der Coronakrise. Wird es also keine Rückkehr zur Präsenzkultur geben?

Dietmar Harhoff: Ich glaube nicht, dass wir zur früheren Präsenzkultur zurückkehren werden. Beide Seiten, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, haben die Vorteile des Homeoffice erlebt. Inzwischen ist Homeoffice nicht mehr nur eine Frage der Präferenz von Beschäftigten. Es wird in den Top-Etagen als Produktivitätsfaktor verstanden. Auf einmal müssen sich Manager dafür rechtfertigen, wenn 90 Prozent ihres Teams im Büro sitzen. Die Präsenzkultur wird in ihrer früheren Form keinen Bestand haben. Homeoffice wird sich durchsetzen und das Arbeiten wird flexibler werden.

Die Führungsaufgabe wird anspruchsvoller, wenn viele Beschäftigte im Homeoffice sind.

Worauf kommt es jetzt an?

Arbeitgeber müssen nun mit ihren Beschäftigten aushandeln, wie die neue Arbeitswelt aussehen wird. Studien weisen darauf hin, Homeoffice nicht zu übertreiben. Je nach Aufgabe scheinen zwei bis drei Arbeitstage pro Woche ideal, damit die Zusammenarbeit im Team nicht darunter leidet und der Austausch erhalten bleibt. Das zieht auch einen Umstellungsbedarf bei der Mitarbeiterführung nach sich. Die Führungsaufgabe wird anspruchsvoller. Wenn alle Mitarbeiter präsent sind, kann ich als Führungskraft improvisieren. Sind sie im Homeoffice muss ich viel stärker Prozesse überdenken und in Planung investieren.

Flexible Arbeitsmodelle werden zu einer verstärkten Digitalisierung von Prozessen führen.

Sie sind Experte für Innovation. Was bedeutet die Entwicklung für die Innovationsfähigkeit von Unternehmen?

Wir waren durch Corona genötigt zu experimentieren. Diese Experimente haben erstaunlich gute Ergebnisse gebracht. Und das, wo in Deutschland das Management vorher eher zurückhaltend bei Homeoffice war. Flexible Arbeitsmodelle werden nun zu einer verstärkten Digitalisierung von Prozessen, zur Verbesserung der Effizienz und damit zu Produktivitätssteigerungen führen. Die Investition in Homeoffice lohnt sich also für Unternehmen.

Professor Dietmar Harhoff ist Mitglied im bidt-Direktorium und Direktor am Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb.

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